Heilende oder giftige Pflanzen in unseren Gärten und Wiesen
Von Josef Reischl
Schaibing; Mit einem gut besuchten Vortrag startete der Verein für Gartenbau und Landschaftspflege Ederlsdorf / Schaibing ins neue Gartenjahr. Hieß das Motto des vorigen Jahres „Gärtnern ohne Gift“, so beleuchtete man das Wort „Gift“ nun unter einem ganz anderen Aspekt. Die 1. Vorsitzende des Gartenbauvereins Therese Krenner führte in ihrer Begrüßung aus, dass in manchen Gärten oft herrlich blühende Pflanzen gedeihen, die giftig seien, aber auch eine heilende Wirkung haben können. Aufklärung über den richtigen Gebrauch und die gebotene Vorsicht sei nötig, deshalb habe der Verein die Apothekerin Adela Steiner eingeladen.
Sie stellte ihre Ausführungen unter einen Ausspruch des berühmten Arztes, Philosophen und Mystikers Paracelsus: „Die Dosis macht das Gift!“ Das Wort „Gift“ kommt aus dem Althochdeutschen und stand für „Gabe“, heute noch gelegentlich verwendet für die Mitgift zur Hochzeit. Gift in der heutigen Bedeutung ist ein Stoff, der in den Körper eindringt und den Stoffwechselfunktionen, vor allem der Leber und den Nieren Schaden zufügt, so die Apothekerin.
Aus der Vielzahl von blühenden Pflanzen in Gärten und Wiesen griff Adela Steiner nur fünf mit giftiger Wirkung heraus. Die wunderbar blühende Herbstzeitlose schädige die Blutgefäße und bewirke Lähmungen, schon 20 mg seien tödlich. Apotheker dagegen stellen daraus ein Arzneimittel gegen Gichtanfälle her, welches zudem die Teilung entzündeter Zellen verhindere. Zwei bis drei getrocknete Blätter des roten Fingerhutes seien tödlich, die Mediziner setzen das Gift ein zur Steigerung des Herzmuskels und der Pulsfrequenz.
Die Homöopathie setzt sehr gezielt die überaus giftigen Stoffe des blauen Eisenhuts ein, bekannt als Pfeilgift bei den Urzeitjägern und als Mordgift in allen Zeiten. Schon Berührungen führten zu schlimmen Erscheinungen, so Adela Steiner, als Medikament aber wirke es Wunder unter anderen bei Migräne und sogar Todesängsten. Die schwarze Tollkirsche, botanischer Name „Atropa belladonna“, sei früher bekannt gewesen als Schönheitsdroge, berichtete die Apothekerin. Unverantwortlich genossen habe sie zu schlimmsten Erscheinungen geführt bis zum Herzstillstand. Die Homöopathie macht daraus ein Arzneimittel mit mächtiger Heilwirkung. Der Giftsumach, bekannt als Giftefeu oder Gifteiche, führe schon bei Berührungen zu Hautentzündungen bis hin zu Blutvergiftungen. Die Homöopathie setze dagegen das Gift in richtiger Dosierung ein bei Schmerzen und Steifheit bei Gelenken und Gliedern.
Die Apothekerin erklärte, die Homöopathie arbeite nach der Regel „Gleiches mit Gleichem“ behandeln, die Allopathie sei das Gegenstück und behandle mit „anderen Leiden“. Bei der Herstellung von Medikamenten in flüssiger Form werde aus der Verreibung von getrockneten Giftpflanzen eine Urtinktur, angesetzt in 62 % Ethanol, hergestellt. Durch Verdünnen gelange man zu verschiedenen Potenzen, die immer wieder zu drei gleichen Teilen umgesetzt werden, ein kompliziertes Verfahren.
Am bekanntesten seien homöopathische Arzneimittel als Globuli, so Adela Steiner. In der Regel werden sie zu 65 % aus bestimmten Gift- und Heilpflanzen hergestellt, weiter zu 30 % aus Mineralien und zu 5% aus pulverisierten Tieren. Verantwortungsvoll verordnet und richtig eingenommen seien Globuli ebenso wie homöopathische Mittel in Tropfenform wertvolle und wirkungsvolle Medikamente, hergestellt aus giftigen Pflanzen nach der Regel „Gift in der richtigen Dosis“.
Anmerkungen zu den Fotos:
Apothekerin Adela Steiner ging in ihrem Vortrag auf die oft verheerende Wirkung von Giftpflanzen ein und berichtete über die heilenden Naturkräfte, wenn das Gift als Medizin richtig dosiert ist. Fotos: Josef Reischl